Es regnet heftig, Ausfahrt Sotto Ceneri. Eine muntere, bunt bekleidete Bikerschar ist dem Ruf von Lukas Stöckli und dem TOURERO ins Tessin gefolgt. Sie zwängen sich unter das Vordach der Monte Tamaro Bahn, die frühmorgens zumindest partiell für Trockenheit sorgt. Wir starten! Mit cafe con brioche in der Bar Alpino und kurz später den Giro del Ticino, der uns 3 Tage auf schönsten Singletrails durchs Tessin und an den Comersee führt.
Urwald. Es tropft von den Bäumen, Nebel schleicht dem Hang empor und die grüne Pracht wuchert um die Wette. Eindrücklich. In der Masoala-Halle müsste dieses Schauspiel berappt werden. Wir treten umsonst und die Verzierungen an Bike und Körper ändern minütlich. Eine Herausforderung, bei dieser Nässe die optimale Linie zu treffen und nicht einen „Schuh“ voll hinauszuziehen.
Das Wetter gibt sich bedeckt. Viel Feuchtigkeit nährt unsere Sentieri. Wir nehmen diese Herausforderung an und zischen über uralte, glitschige Sentieros dem Lago di Lugano zu.
Die Urwald-Passagen meistern wir mit Bravour und Eleganz und preschen hinab im Schlangen-Tanz.
Doch wie so oft im Leben, werden die Mutigen belohnt. Schon schiebt sich die erste, blaue Störung ins Gesichtsfeld.
Die Kastanientrails, ein Genuss. Im steten auf und ab schlängeln sich diese Sentieri herrlich durch kleine Schluchten dem Hang entlang. Wir kommen in Fahrt, das Temperament nimmt südliche Formen an. Der Esprésso in Morcote hat seine Berechtigung. Noch wartet eine furchterregende salita finalissima del giorno.
Cima Coppi. Heute wollen wir hoch hinaus. Königsetappe. Nur zu gut, dass uns ein Grossteil des ersten Anstieges Mirco abgenommen hat. Effort generoso und wir stehen auf der Cima Coppi unseres Giros. Dichter Nebel verhüllt die Sicht nach Mailand. Umso vergnügter präsentiert sich der nächste Sentiero; bellissimo.
Wohlwissend, dass es heute eine tappe lunghe gibt, stärken wir uns im Ristorante mit währschaften Pizzocheri und einigen Lemonsoda’s. Diese Energie werden wir noch gebrauchen. Der Blick zum Himmel verrät, dass die Ruhe trügerisch ist. Die Gewitterwolken türmen sich bereits.
Bellavista! Dieses Licht, diese Stimmung. Tief unter uns breitet sich der Lago di Como aus, dem wir heute noch etwas näher kommen. Doch ein Berg nach dem andern.
Lang ist sie, la discesa. Doch für unseren zweiten Berg kraxeln wir nochmals exakt soweit hoch, wie wir runter gefahren sind. Die Trinkflaschen füllen wir im Comasker Bergdorf mit Quellwasser und schrauben uns empor, Serpentine um Serpentine. Immer wieder mit Blick zum Himmel.
Das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Donner kommt näher. Ein letzter Effort und das Rifugio ist gerade rechtzeitig erreicht. Der muntere Capo stellt uns die Grappa-Flasche gleich auf den Tisch. Draussen ist es ungemütlich. Blitze zucken und Donner grollen, dazu giesst es aus Kübeln. Wir harren der Dinge, doch vom Grappa lassen wir (noch) die Finger.
Als es weniger stark regnet, fassen wir uns ein Herz und starten die Weiterfahrt. Wie lange dieses Farbenschauspiel hält, weiss nur Petrus. Die endlose Trailabfahrt bis zum Comersee braucht nochmals volle Konzentration, deshalb haben wir nur am Grappa gerochen, mit einer Ausnahme; doch darüber schweigt die Höflichkeit.
Früh schrillt der Wecker zum Aufbruch, dritter und letzter Streich. Steil ist sie, die Auffahrt zum San Lucio. Die Mühe lohnt sich, doppelt. Kaum angekommen empfängt uns Capo Simone bereits mit köstlichen Spezialitäten. Der Tisch biegt sich fast durch, mit Kalorien in köstlichster Form.
Hoch geht es zu und her, die ganze Capanna voller hungriger Biker, die Gruppen Stöckli und Tourero munter vereint. Dass der grande sportivo Luki zur Grappa-Maschine griff, sei erwähnt. Ob er einen Schluck genommen hat?
Bellissimo! Nach einem weiteren Wolkenbruch könnte die Szenerie kaum mystischer sein. Immer wieder schiesst ein bunter Punkt aus dem Nebel und kurbelt elegant über den wunderbaren Sentiero Alta.
Eine letzte Rast sei gegönnt. An einem erlesenen Platz. Wir stärken uns für die letze Abfahrt, die es faustdick hinter den Ohren hat. So könnte es tagelang weitergehen. Unser 3-tägiger Giro endet, wie er begonnen hatte. Nass! Diesmal einiges wärmer und gewollt, im Splash & Spa samt apéritvo. Gut, dass es beim BOCCALINO-TICINO TRAILS-Camp vom 22.-24. Oktober 2016 in die estensione geht. Grande, corridori à presto!
Bildergallery Giro del Ticino 2016
Giro del Ticino 2016:
Das Wuchänd isch de Hammer gsi. D’Stimmig isch am A’fang dur de Räge öppis trüebt gsi, isch denn jedoch vo Stund zu Stund besser worde wie au s’Wätter.
Super schöne Gägend, Ussichtä, netti Mitbiker und vor allem gaili Trails. Danke am organisations Komitee und a die beide super Bike-Guide’s.
Dani