„Eau non potable – buvez du vin!“. Die Franzosen sind nicht als schüchterne citoyens bekannt. Von Überheblichkeit entfernt die Tatsache, dass im Diois Pfade schlummern, die zum Besten zählen, parmis les meilleurs du monde. Wir begaben uns auf einst beschwerliche und gefährliche Spuren der im 16. Jahrhundert verfolgten französischen Protestanten, den Hugenotten. Ein erlebnisreiches Doppelcamp mit Lukas Stöckli.
Vor dem Trailvergnügen kauft l’équipe de cuisine ein, auf dem marché. Der Tourero begleitet zum Bäcker, Metzger und zum Weinkauf. Alles lokale Produkte und Spezialitäten. Die knusprigen baguettes werden frühmorgens angeliefert. Auch kulinarisch pedaliert notre cuisine in der groupe de tête. Unsere Bastide erwartet uns am Fusse der mächtigen Felsbastionen und versprüht provenzialischen Charme.
Obwohl auch im Vercors die Wetterlage fordert, ist uns Petrus gut gesinnt. Bei frischen 4° starten wir unser Trailabenteuer und schlängeln uns auf einem Singletrail in das pittoreske Hauptstädtchen. Erwartungsvoll schrauben wir uns in die Höhe und da legt er sich aus; le premier trail. C’est le pied!
Mit unzähligen Spitzkehren ein paar Bremslosgeraden und kniffligen Felspassagen bringt uns dieser „Trail-Hugenotte“ in Schwung. Wir klatschen ab. So etwas, haben wir lange nicht mehr erlebt. „Es gehe so weiter…“ meinte der Tourero verschmitzt. Ob er recht hat?
Berauscht von diesem hors d’oevre hängen wir noch ein supplément an. Von diesen flüssigen, langen; ja schlicht genialen „Hugenotten-Trails“ können wir uns kaum satt fahren. Die Energie nehmen wir direkt in der cité auf, in einer der verführerisch duftenden boulangeries.
Abends gibt es viel zu Erzählen und nach dem uns die Küchen-Equipe mit feinstem Nachtessen verwöhnte, öffneten wir das Carnozet, um in weinseeliger Runde ein paar Müsterli zum Besten zu geben. Nicht nur die Waden wurden beansprucht, auch die Bauchmuskeln wollten gedehnt sein, vom Lachen.
Ein strahlender Tag lotste uns in eine neue Gegend. Das Serpentinensträsschen brachte uns bequem auf eine Hochebene. Quelle vue! „Normalerweise müssten wir nun bis in die Côte du Rhône sehen“ meint der Tourero. „Und auf der anderen Seiten zeigen sich die Hochalpen“. Tatsächlich erspähen wir die weiten, fruchtbaren Flächen und sehen, wie die Alpen hier in wenigen Kilometern abflachen. Quel pays!
Die Glückshormone fluten. Incroyable! Phantastique! Diese Singletrails verdrehen uns den Kopf. Bereits nach dem zweiten Tag haben wir unser Herz an das Diois verloren und lassen uns vom savoir vivre anstecken.
Haben wir gar den Verstand verloren? Zumindest die Weinreservern neigen sich schon bedrohlich der Trockenheit. Es ist Sonntag, der Tourero gefordert. Mit offenen Türen empfing uns der lokale Weinbauer. Nach einer genüsslichen Degustation, wurde im grossen Stile eingekauft. Das sollte uns kein zweites Mal passieren, auf eine Trockenperiode zuzusteuern.
Etape royale. Ein langer Tag beginnt. Heute führt uns das Abenteuer auf das Hochplateau. Bequem winden wir uns über ein Passsträsschen in die Höhe, ehe wir bergwärts in einen Trail einbiegen.
Der Wind pfeift uns um die Ohren. Die letzten Meter wehren sich gewaltig und dann ist es soweit, le sommet! Senkrecht fallen die Felswände gegen Süden, umso sanfter gegen Norden. Ein erhabenes Gefühl, auf diesem Aussichtsbalkon zu stehen. Und immer wieder les rafales, diese starken Windböen.
Schmal schlängelt sich der Trail der Bergflanke entlang, ein Hochgefühl. So könnte es endlos weitergehen, wird es auch. Letzte Schneereste säumen den Weg, der uns im steten Auf und Ab immer weiter über la plaine führt, bis wir eine Lücke in den Felsen entdecken, die uns in die nächste Geländekammer schlüpfen lässt.
Konzentriert zirkeln wir durch die engen Serpentinen und bald verschluckt uns der Wald. Ein Kontrast. Eben noch alpin, präsentiert sich das Szenario urwaldesk. Zuckersüss schlängelt sich der Pfad um die Bäume, quel journée!
Den nächsten Aufstieg bewältigen wir auf einem Singletrail. Der Einstieg etwas ruppig, verläuft die Steigung geradzu ideal, (fast) alles fahrbar – wir können es kaum glauben. Auch die Aussicht wird besser, doch die Konzentration gilt dem Pfad, der da und dort etwas ausgesetzt ist.
Auf dem Kulminationspunkt füllen wir unsere Speicher mit Kalorien. Wartet doch ein langer Höhenweg und eine finale Abfahrt auf uns. Die Konzentration fordert Energie. Der folgende Weg ist etwas vom Grössten, nur ein paar Kraxeleinlagen unterbrechen kurz den Flow.
Und als wir dann auf abenteurlichen Pfaden ins Tal finden, wartet vor dem Apéritif noch eine passage dans le vert. Genau durch dieses Feld führt unser, ein offizieller Weg.
„Clairette de Die“ versüsst uns den apéro. Viel haben wir zu erzählen von unserem ausgedehnten Husarenritt. Aus den Gesichtern strahlt Zufriedenheit und die Stimmung; blendend. Die Küche reicht uns Apéro-Gebäck und feinen Tee. Wann die Nachtruhe eingekehrt ist, sei nicht verraten. Mit der Ruhe ist auch der Winter eingekehrt. Zumindest die höchsten Bergkuppen präsentieren sich frisch gezuckert. Das Thermometer verharrt morgens bei 2°.
Nach einem herrlichen Trailritt in den Felszirkus haben wir uns dem legendären bistro „zum stinkenen Geissbock“ genähert. Es traute sich niemand, das foyer zu betreten, zu übel roch es durch die Tür. So wurde das Pick Nick im Freien verspeist. Plötzlich giesst es wie aus Kübeln. Wechselhaft. Unbeirrbar kurbeln wir nochmals in die Höhe und nähern uns dem letzten Supertrail. Unzählige Spitzkehren schlängeln sich auf durchnässtem Waldboden dem Tal und dem Bistro entgegen. A votre santé!
Nur schade, das sich das Singletrailcamp langsam dem Ende neigt. Doch ein „supplément“ haben wir noch in der Trikottasche. Es soll den Höhepunkt bilden. Ungläubiges Staunen begleitete das briefing matinale. Ist das überhaupt noch möglich? Und wie! Der Aufstieg vorbei am alten Kloster und auf dem nassen Singletrail ist etwas zäh.
Doch dann folgt eine Abfahrt, die es zu Erleben gilt. Fantastisch schlängelt sich ein schmalster Pfad den Felsen entlang, verschwindet in den Buchs-Bäumen und windet sich serpentinenartig talwärts. Doch so wenig steil, dass die Abfahrt lang und länger wird. Zuletzt schlägt der Trail unzählige Haken und windet sich gekonnt durchs Gelände. Wir sind berauscht. Letztmals besuchen wir in der cité unsere Bäckerei auf und naschen die vielen Köstlichkeiten.
Es war eine unglaublich erlebnisreiche, abenteuerliche und gesellige Woche, mit Euch im DIOIS, liebe Bikefreunde/innen! Der Tourero bedankt und verneigt sich und freut sich bereits auf 2017. Diese Singletrail-Perle verzückt vom 6. – 12. Mai 2017 erneut als Doppel-Camp mit Lukas Stöckli. Jetzt vormerken, die Plätze sind begehrt.
Hallo René
Diese Bilder sind berauschend man möchte sofort wieder nach Diois reisen und diese sagenhaften Trails fahren. Nochmals herzlichen Dank für alles es war einfach grossartig.
Liebe Grüsse
Heinz und Rahel
Lieber Renè
Wau ! Einfach genial diese Bilder und die Texte sind so treffend und mit Charme und Witz geschrieben. Wir erleben die Ferien in Diois gleich ein zweites mal.
Dann bist Du also auf dem Weg der Besserung und kannst schon bald wieder coole Touren geniessen. Das freut uns.
Ganz herzlichen Dank für deinen ganzen Aufwand und den imposanten Bildern.
Liebe Grüsse Irma und Pirmin
Cher René
C’était magnifique et fantastique aussi la deuxième fois pour moi à Diois. Encore un grand merci à toi pour la merveilleux semaine du VTT
Chrigel
Hallo René
Fantastisch und atemberaubend war die Bike-Woche in Diois auf den sagenhaften Hugenotten-Trails. Diese Trails waren einfach unglaublich, die Landschaft verzückend, die Biketruppe super lässig und du als Guide spitzenmässig. Mit deinen tollen Bildern und witzigen Texten lebt diese Woche wiederholt auf.
Auch von mir ein riesiges Merci und ich freue mich bereits sehr auf unsere nächsten Bike-Abenteuer. Liebe Grüsse Mark
Lieber René
Etwas spät, aber lieber spät als nie, melden sich die Berner:
Super Bericht mit eindrücklichen Bildern, es war eine geniale Woche mit lässigen Teilnehmenden und zwei vorbildlichen Guides. Danke viumau u ä liebe Gruss us Bärn. Aschi, Werner und 2 x Res