Valais Primeur cuvée 2019, ein guter Jahrgang

Staubwolke. Hier muss er durchgebrettert sein. Difficile, sein Hinterrad zu halten. Berauscht legen wir uns in die Kurven. Freudenschrei! Facettenreich die soeben erlernte Technik. Strahlend die Gesichter, das Zähneknirschen resultiert vom Trailstaub, vom Boden gewirbelt. Als local du jour und Fahrtechnik-Ikone heizt er uns mächtig ein,

le chablaisan Amaël Donnet, Ex-Enduro und Strassen-Professional, Velojournalist, Gravelpionier und Swiss Cycling U17 Nationaltrainer mit besten Draht zu Katzen, Sonnenuntergängen und Pate magischer Momente. Virage à pas, noseturn et le drift – sein répertoire. Doch davor brennen Beine und Lunge um die Wette. Der Tourero tischt zum Saisonauftakt steil und hochprozentig auf. Hochrot der Kopf, der Atem keucht, Schweiss perlt. Sattelgespitzt drücken wir die Tremola Valaisanne hoch, weit über 20 Kehren mit gemeinsamen Nenner, anhaltend steil, teils über 20%.

Der Tiefblick ins Rhonetal verrät, endlos la Trailabfahrt und unzählige virages, das bunte peleton frohlockt. Attaque! Fröhlich murmeln farbig les VTT’istes serpentiniert der Bergflanke entlang, bergab, tief und tiefer. Un intermédiaire et flüssig zur dernière du jour. Flink fliegen wir der Höhenlinie entlang, hüpfen über Wurzeln, umkurven Steine und zischen durch die Rebberge. Das Lokalproduzierte kredenzen wir fröhlich abklatschend sur la terrasse. Apéritif, offeriert die reuige patronne, den Tourero postnuital ausquartiert.

Surprise. Une journée de rêve zeichnet sich morgendlichen Horizontes. Durch diese Aussichten euphorisiert haben die Guides Tourero & Amaël das Touren-Programm über Nacht verdreifacht, magnifique. Nicht eine, nicht zwei, ganze drei epische, enduristische Trailabfahrten schmücken das menu du jour. In der ersten Bergbahn schunkeln wir Augen reibend bergwärts. Rasch weiten sich die Pupillen.

Die erste spéciale du jour. En ouvrant knifflig, rutschig, verflüssigt sie sich dem Tal entgegen. Kein Halten, das Temperament schäumt, der Bremsgriff zögert. Café, croissant et jus d’orange spenden Kraft.

La deuxième. Hat uns kalt erwischt. Der Winter holt uns kurz ein. Snowsliding-Show! Abenteuerlich der Einstieg entpuppt sie sich erst flüssig, dann eng und enger zum Kurvenfestival, das jedes ambitionierte Palmarès schmückt. Furchterregend, tief, la gorge, sie scheint uns verschlucken zu wollen. Mit filigraner Fahrtechnik stemmen wir uns dagegen. Müde und stolz greifen die Bremsen, die Talsohle erreicht. Ouf!

Die Zeit rinnt. Um la troisième, la dernière Bergbahn zu erreichen, spielt der Teamspirit exemplarisch. Angeführt vom ehemaligen Profisprinter in belgischen Diensten, sekundiert vom sattelfesten Tourero und abgesichert durch die Elite-Sprinterin folgt eine rassige, lange Windschatten-Fahrt welche selbst die 40 Km/h-Marke knackt. Der ésprit commun und die Begeisterung drehen munter an den Kurbeln und niemand geht verloren. Die Jungsenioren positionieren sich taktisch geschickt und fliegen als Erste über die Hellinge. C’est fait! Die dritte Trailabfahrt, in trockenen Tüchern. Aus eins mach deren drei oder le supplément du supplément.

Schwindelerregend spinnt sie sich über den Abgrund. Jäh sein Ende, das der Namensgeber dieser Hängebrücke in der Schlucht fand. Auf der Flucht von der Polizei in zu Tode gestürzt. Falschmünzer war seine Berufung, was im Wallis zum musée de la fausse monnaie mutiert. Das Tageshoch der Pulsausschläge erreicht, das sichere Ufer ebenfalls. Entspannt knirschen die Reifen fernab der Zivilisation bergwärts. Quelle vue! Unter uns bereitet sich la plaine du rhône und das bas valais aus. Schon schlängelt sie los, eine der wohl längsten und schönsten déscentes, die das Osterfest zulässt.

Geheimnissvoll. Beim Briefing liess sich Tourero nur das Nötigste entlocken. Einmal mehr sei er auf eine geschichtsträchtige Perle gestossen. Die exquisite Küche unserer Gastgeber und die sinnlichen Rotweine nährten nicht nur die Fantasie. Mit einem Buebe-Trickli drehten wir magisch den Wind in den Rücken und erklommen die furchterregend steile Passstrasse von der sanften, gar besonnten Seite. Um ein Haar wäre der Pass im Sprint ausgefahren worden.

Unscheinbar biegen wir ab, tauchen in den Wald und plötzlich flunkert es vor uns. A gauche, à droite, à gauche… Achtung, Baum, Kurve, Kurve, Kurve! Die Perle dreht uns schwindlig. Wäre noch le déssert du jour. Une longue, très longe déscente, raffinée et fascinante! Oh mon Valais, nous allons revenir.

Photos: René Zimmermann, Amaël Donnet & Reto Burkart

4 Kommentare zu “Valais Primeur cuvée 2019, ein guter Jahrgang

  1. Ein traumhaftes Ostern-Trail-Weekend à la „Tourero“… Vielen Dank René, für die vier tollen Tage.

  2. Es war ein super Weekend es hat einfach alles gepasst. Ein herzliches Dankeschön an Tourero René und Amael Donet.

  3. ein lockeres und ab und zu rockigeres tourero hammermässiges ostereiersuchen! Danke für die tolle Betreuung und Spass an der Freude! nochmals mercie amâel! et rené

  4. Ja die Ostereier waren überall im Unterwallis verteilt. Teils mussten sie mit harten Aufstiegen erst gesucht werden. Dann aber liessen sie sich wunderbar knacken und öffnen. Manchmal auch mit etwas Übermut, welcher das Material fast immer mitmachte….!
    Wird schwierig diese Ostereier in diesem Jahr noch zu toppen. Wir lassen uns überraschen!
    Danke René und Amaël für diese Perlen.

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